Die Geschichte des Goli Theaters

Am 28. Oktober 1911 startet Otto Skötsch regelmäßige Filmvorführungen in Goch, nachdem er 1903 bis 1907 in den Vereinigten Staaten von Amerika mit dem Film in Berührung kam. Die Filme wurden zunächst in Gaststätten vorgeführt. Hierbei gab es zwei Rückschläge: ein Unwetter verwüstete den Saal, in dem vorgeführt wurde, mitsamt der Einrichtung und später fielen Filme und Geräte einem Brand zum Opfer.

Schon 1913 wurde auf der damaligen Hindenburgstrasse (heute Brückenstrasse) an dem heutigen Standort ein Kino gebaut, das im Februar 1913 eröffnet wurde und den Namen „Gocher Lichtspiele“ erhielt. Täglich fanden zwei Vorstellungen statt und am Samstag und Sonntag sogar drei; Eintritt: 30 und 40 Pfennig, Kinder die Hälfte.

Die Gocher Lichtspiele gehörten im Oktober 1930 zu den ersten Kinos in Deutschland, die vom Stummfilm auf Tonfilm umstellten; ebenso war das Goli ein Pionier beim Cinemascope (Breitband Format) 1957.

Das ursprüngliche Kino wurde mehrfach renoviert und fiel am verhängnisvollen 07. Februar 1945 den Bomben des 2. Weltkriegs zum Opfer.

Schon 1947 nahm Otto Skötsch zusammen mit seinem Sohn Karl den Kinobetrieb in einem Nottheater im Saal Stenmanns an der Pfalzdorfer Strasse provisorisch wieder auf, nachdem die britische Besatzungsbehörde die „Lizenz“ zur Filmvorführung erteilt hatte.

Mit Baubeginn August 1953 wurde am 15. Januar 1954 der heutige Kinobau eröffnet. Viele Steine aus den Trümmern wurden mit der Hand vom Putz befreit und fanden Verwendung in dem jetzigen Gebäude. Die Eintrittspreise lagen in dem 450 Menschen fassenden Saal zwischen 0,90 DM und 1,80 DM.

1970 wurde der Doppelsitz auf der Loge eingebaut, die Belüftungsanlage wurde automatisiert.

1979 hatte die Filmvorführerin Maria Blömer nach 40 Jahren gut 80.000 km Film im Goli abgespult. Sie blieb dem Kino letztlich über 45 Jahre treu.

Ende März 1984 wurde das Kino aus Altersgründen an Hermann und Gisela Peters, die das zweite Gocher Kino, die „Lichtburg“, betrieben, verpachtet. Gut 10 Jahre später, am 28. Februar 1995 wurde der Spielbetrieb beider Kinos in Goch eingestellt.

Immer wieder konnte das Goli mit Sondervorstellungen in Erinnerung gerufen werden. Höhepunkt war der GO’SCAR 2003 im Zuge der City Offensive „Ab in die Mitte“ bei der Goch zu den Gewinnern zählte.

Im Mai 2009 fand sich ein Interessent, der das Kino kommerziell betreiben wollte. Begeistert von der Aussicht, das altehrwürdige Lichtspieltheater wieder mit Leben erfüllen zu können, halfen zahlreiche Gocher – als Sponsoren und tatkräftige Helfer – uneigennützig bei der Renovierung, denn es galt neue Brandschutzvorschriften zu erfüllen. Auch die Mitglieder der Stadtverwaltung Goch standen unabhängig vom Parteibuch hinter diesem Projekt und halfen, wo sie nur konnten.

Leider war der nicht sonderlich glücklich agierende Betreiber nicht in der Lage, einen kommerziellen Betrieb des Kinos zu gewährleisten und verließ das Haus Ende Januar 2011 fluchtartig.

Am 07.12.2011 wurde der Goli e.V. mit dem Ziel gegründet, den Kinobetrieb wieder aufzunehmen und das historische Lichtspielhaus auch für sonstige kulturelle Veranstaltungen und als Stätte gesellschaftlicher Begegnung zu nutzen. Der Verein hat mittlerweile mehr als 100 Mitglieder, von denen sich ca. 20 aktiv und komplett ehrenamtlich um die vielfältigen Aufgaben rund um den Kinobetrieb kümmern.

 

Die ersten und dritten Wochenenden des Monats sind jetzt in der Regel „Kinowochenenden“, an denen die Besucher am Samstagnachmittag, Samstagabend, Sonntagnachmittag und Sonntagabend ein attraktives Filmprogramm genießen können.

Daneben laufen unter dem Motto „Der besondere Film“ in unregelmäßigen Abständen ausgewählte Filmdokumentationen an Donnerstagabenden.

Besondere Highlights sind die sogenannten „Events“, bei denen der Eintrittspreis auch ein filmtypisches Getränk und eine kleine Überraschung umfasst. Zudem sind die Aktiven vom Goli e.V. - und auch zunehmend die BesucherInnen - filmtypisch gekleidet. „Die Feuerzangenbowle“ (30. Dezember), die „Rocky Horror Picture Show“ (31. Oktober“) und „Das Leben des Brian“ (Ostersamstag) haben sich schon zu Traditionsveranstaltungen entwickelt.

Neben den Filmvorführungen wird das nostalgische Filmtheater auch zunehmend für Kleinkunstveranstaltungen, Lesungen und sonstige Sonderveranstaltungen – zum Teil in Zusammenarbeit mit der KulTOURbühne Goch – genutzt.

Vereine, Firmen und Privatleute mieten das Kino gerne für ihre privaten Veranstaltungen. Aber auch Schulen und sonstigen gesellschaftlichen Gruppierungen steht das Lichtspielhaus für ihre Veranstaltungen offen.

 

(Quellen: Wolfgang V. Skötsch, An Niers und Kendel, Goli e.V.)

(Copyright Fotos: Wolfgang V. Skötsch, Joachim Lück)